VORBEMERKUNGEN
1) Wenigstens 14mal wird Mendels Pisum-Arbeit zwischen ihrem Erscheinen 1866 und dem Jahre 1900 in biologischen Arbeiten zitiert, dazu kommen mehrere Hinweise auf seine Hieracium-Arbeit (vgl. die Detail- Dokumentation bei Orel 1996, pp. 275-280). Die Zitate von Mendels Pisum-Arbeit waren in bekannten und weitverbreiteten Werken wie Fockes DIE PFLANZEN-MISCHLINGE (1881), der ENCYCLOPAEDIA BRITANNICA (1881) und dem CATALOGUE OF SCIENTIFIC PAPERS der ROYAL SOCIETY (1879) zu finden. Sie waren damit der wissenschaftlichen Welt zugänglich, so daß keiner der 'Wiederentdecker' ernsthafte Schwierigkeiten hatte, sie aufzufinden. Streng genommen kann von einer 'Wiederentdeckung' nicht die Rede sein, denn die Entdeckung war wohl nie ganz verloren gegangen. Ich setze daher den Begriff 'Wiederentdecker' in den folgenden Ausführungen, wie soeben exemplifiziert, in Anführungszeichen.
2) Neben den regulären Literaturrecherchen zu meinen experimentellen und theoretischen Arbeiten zum Ursprung der Lebensformen, sammle ich seit 20 Jahren auch Literatur zur Geschichte der Genetik, speziell zum Verhältnis von Mendel und Darwinismus. Die erste Version dieser Arbeit ist 1982 geschrieben worden, und die Ergebnisse wurden im Wintersemester 1983/84 am Genetischen Institut der Universität Bonn im Rahmen meines Seminars AUSGEWÄHLTE KAPITEL AUS DER GESCHICHTE DER GENETIK verwertet. Die Hauptpunkte habe ich 1982, 1986 und 1995 publiziert. Ich stelle erfreut fest, daß weitere Biologiehistoriker zum selben Ergebnis zu Mendels Einstellung zur Darwinschen Evolutionstheorie gekommen sind, wie vor längerer Zeit schon mehrere Pioniere der Genetik (siehe englische Zusammenfassung und weitere Ausführungen) und Biologiehistoriker wie O. Richter (1941, 1943), - jetzt vor allem L. A. Callender (1988): GREGOR MENDEL: AN OPPONENT OF DESCENT WITH MODIFICATION und B. E. BISHOP (1996): MENDEL'S OPPOSITION TO EVOLUTION AND TO DARWIN.
3) Ich habe die Originalliteratur so ausführlich zitiert, damit sich der Leser/Studierende möglichst selbst ein Bild anhand der Originaltexte von Pionieren der Genetik and anderen Forschern machen kann. Ich räume ein, daß diese Methode manchmal mit stilistischen Problemen (Langatmigkeit) zu kämpfen hat. Doch möchte ich diesen Nachteil lieber in Kauf nehmen als die Fragezeichen des Lesers, ob ich bei Neuformulierung der Gedanken der Autoren diese auch tatsächlich immer richtig verstanden habe. Mindestens zwei Gutachter bestätigten, daß es sich bei der vorliegenden Arbeit "um Geschichtsschreibung" handelt. Kommentar: "Und die kann ja gar nichts Besseres tun, als die Originalquellen zu zitieren. Besonders verdienstvoll ist es, daß Sie dabei so viele schwer zugängliche Quellen angezogen haben. Die "Affäre Mendel" war uns in dieser Form völlig neu, und wir haben auch sonst viel gelernt" 1 (Hervorhebung im Schriftbild von mir).