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3. PUNKTUALISMUS UND GRADUALISMUS

Prof. K.

Neben dem neuerdings herausgestellten "Punktualismus" mit seiner Sprunghaftigkeit steht der "Gradualismus" mit langsam gleitenden Änderungen. Ein Beispiel für diesen sind Trilobiten des Ordoviz, wo in einem Schichtpaket die Arten unscharf gleitend ineinander übergehen

W.-E. L.

Das Beispiel ist fragwürdig. Vgl. Eldredge und Gould (1988): Punctuated equilibrium prevails. Nature 332, 211-212.

Prof. K.

In fossilmorphologisch sehr konservativen Typen ("lebende Fossilien") wie Lingula oder Latimeria geschahen aber sicherlich immer DNS-Änderungen (wenn auch kaum mehr vorteilhafte), da die quantenstatistisch bedingten Mutationen nicht "abstellbar" sind. Sie wären aber nur an der nichtfossilierbaren DNS zu erkennen.

W.-E. L.

"Die >lebenden Fossilien< sind für die neodarwinistische Theorie nur schwer zu erklären; denn nach Darwin gibt es im Kampf ums Dasein nur zwei Möglichkeiten: vorteilhafte Anpassung und Wandel oder aber Aussterben. Es bleibt schwer einzusehen, dass der Selektionsdruck in Millionen von Jahren gleichgeblieben sein soll und nur die unveränderten Formen am Leben erhielt. Die Tatsache >lebender Fossilien< ist vielmehr ein weiteres Argument gegen die Auffassung, dass Umweltveränderungen den vermuteten evolutiven Wandel bewirken können" (Kahle 1984, pp. 146/148, nach Diskussion vieler Beispiele). (Siehe auch die kritischen Anmerkungen von Stanley 1981, Eldredge 1985, Augros und Stanciu 1988.)

Prof. K. bestätigt mit seiner Bemerkung zu den lebenden Fossilien, dass genetische und morphologische Divergenz nicht kongruent sein brauchen.

Es gibt Beispiele fossilisierbarer DNA. Siehe Nature 344, 587/88 (1990): Molecular Paleobotany.

Prof. K.

Da von einer Phändifferenz nicht sicher auf die verantwortliche DNS-Differenz zu schließen ist, kann aus Fossilien nichts über den Variationsmechanismus geschlossen werden, insbesondere ob er zufällig oder gerichtet arbeitet. Bei einer an Fossilien gefundenen Richtung ist gerichtete Selektion von Zufallsvarianten nie auszuschließen, die darwinsche Theorie damit also nicht zu widerlegen.

W.-E. L.

Statt regelmäßig hervorzuheben, wodurch alles der Neodarwinismus nicht zu widerlegen ist, sollte Prof. K. klare Falsifikationskriterien für seine Theorie nennen. Eine nicht falsifizierbare Theorie ist unwissenschaftlich! Wenn überdies selbst bei den hervorragend überlieferten Organismengruppen die neuen Ordnungen, Klassen und Stämme jeweils sprunghaft erscheinen und das Material so reichhaltig ist, dass aufgrund der Daten eine kontinuierliche (Makro-)Evolution nicht mehr ernsthaft postuliert werden kann, dann ist auch die mikroevolutionistische Zufallsvariation als Ursache auszuschließen.


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