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METHODEN ZUR ERZEUGUNG EINER 30-FACH HOMOZYGOTEN MUTANTE

 

1. ADDITIVE MUTATION VON MUTANTEN

Zunächst die einfachste (und am wenigsten aufwendige) Methode zur Erzeugung einer reinen Linie mit 30 oder mehr mutierten Loci:

Man behandelt eine homozygote Linie zum Beispiel von Arabidopsis mit mutagenen Agenzien, wählt in der M2 die für den Zweck beste Mutante aus und behandelt dann diese Mutante wiederum mit mutagenen Agenzien. In deren M2 nimmt man die beste Doppelmutante, behandelt sie wieder mit mutagenen Agenzien und erhält damit Tripelmutanten, welche wiederum mit mutagenen Agenzien behandelt werden usw. usf.. Hin und wieder werden dabei sogar mit einer Behandlung Mehrfachmutanten erzeugt: Nach Gottschalk sind bei der Erbse mehrfach unabhängig voneinander in jeweils einem einzigen Experiment Linien mit 18 - 20 mutierten Loci entstanden (was im Zeitalter der Transposongenetik schon gar kein Sonderfall mehr ist). Aber selbst wenn man nur mit einem brauchbaren mutierten Gen pro Experiment rechnet, kann man in 15 - 20 Jahren (mit 4 Generationen im Jahr bei Arabidopsis - was noch untertrieben ist) mehrere Linien erhalten, die in 30 - 40 mutierten Loci homozygot sind. Wem das zu lange dauert und wem Fliegen nicht leid tun, steige auf Drosophila um, und er erhält das gleiche Ergebnis in etwa 3 Jahren. Wem auch das noch zu viel ist, nehme Bakterien, die mit ihrem einen Chromosom und der geringen Generationsdauer sowie exponentiellen Zuwachsraten auf kleinstem Raum das gleiche Experiment (unter Einsatz spezieller Selektionsmethoden) schon in wenigen Wochen durchstehen können.

Aber auch bei Pflanzen kann man den Zeitaufwand durch den Einsatz von Haploiden stark verringern.

Das alles ist seit Jahrzehnten bekannt und zumindest im Ansatz schon vielfach durchgeführt worden. Für Kulturpflanzen wie dem Mais "als nahezu einer neuen Art" (bei denen also der größte Teil der Evolution zu einer neuen Art nach neodarwinistischen Kriterien schon abgelaufen sein soll) müssten doch die letzten paar Schritte zu vollständig neuen Arten durch Mutation und Rekombination mit nur geringem Aufwand durchführbar sein. (Ganz im Sinne von W. Gieffers: "Würde aber...durch Addition von Mutationen eine neue Art entstehen, so müsste es theoretisch die letzte Mutation sein, die artüberschreitend ist. Das aber wird verneint, warum?") Jedenfalls ist durch Mutation noch keine Artbildung erzielt worden - wie auch Prof. K. ganz richtig feststellt.


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