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ANTWORT AUF WEITERE EINWÄNDE

 

KLEINE GRÜNDERPOPULATIONEN UND TRILLIONEN VON INDIVIDUEN FÜR EINE REKOMBINANTE

 

W.-E. L.

Wie im nächsten Teil noch weiter zu diskutieren ist, hebt Prof. K. ununterbrochen hervor, dass sich die postulierte neodarwinistische Artbildung in k1einen örtlich beschränkten Gründerpopulationen abgespielt haben soll. Er schreibt u.a.:

"Die Seltenheit fossiler Übergangstypen ist nach der neodarwinischen Theorie zu erwarten, weil sie meist nur sehr kleine örtlich beschränkte "Gründer"-Populationen bildeten, die wegen günstiger Erbänderungen eine neue Nische eben zu besetzen begannen" (VDBiol, 1988, p. 1645).

"Die..."Fossillücken" von Zwischenformen sind nach der (neo-)darwinschen Theorie Folgen der Kleinheit von Gründerpopulationen neuer Taxa..." "...nach ihr sind Gründerpopulationen gerade klein; denn sie entstehen in großen Stammpopulationen aus seltenen, also sehr wenigen Erbvarianten, die günstig für das Erschließen einer neuen Nische sind, in zunächst kleinen Populationen die Nische zu besetzen beginnen und schnell weiterevolvieren." "Die Zweige des Evolutions"baumes" sind an der Abzweigung "dünn", d.h. individuenarm..." (BIOLOGIE HEUTE Nr. 367, p. 6, 1989).

"Meist entstehen in einer solchen Population nur ein oder wenige Exemplare (M) des Typs... Wenn eine der Varianten sich schneller vermehrt als die übrigen Individuen der Population, so wächst sie zu einer Subpopulation, wegen des meist geringen Selektionsvorteils (um 1%) nur langsam. Diese Gründerpopulation bleibt also zunächst klein gegen ihre Stammpopulation. Weitere Mutationen verbessern die Nutzung der neuen Fähigkeiten des Gründertyps. Kommen solche Individuen in ein Gebiet mit günstigen Bedingungen für die Nutzung ihres Vorteils...so beginnen sie sich in der Nische auszubreiten und dabei durch weitere Erbänderungen besser einzupassen. Räumliche und dann genetische Isolation trennen sie allmählich als Art ab." "Das Evolutionstempo hängt von der Populationsgröße ...ab" (etc.). (Die genetische Kapazität) "ist in einer Nische, die eben erst erschlossen wird, meist höher als in einer schon lange von einer großen Population bewohnten Nische..."

"Modellhaft dafür ist die Evolution auf einer isolierten Insel wie Galapagos..." "Weil typostatische, eine Nische erfüllende Arten viel mehr Individuen umfassen als schnell evolvierende Gründer- und Übergangspopulationen, ist die Findechance bei jenen natürlich viel größer, und bei diesen können Fossilfunde häufig fehlen." (BIOLOGIE HEUTE Nr. 381, p. 8 - 10, 1990) (Kursiv von mir)

Bei der Frage nach der Reproduzierbarkeit der Makroevolution rechnet uns Prof. K. jedoch vor, dass die für eine Artbildung notwendige in 30 neuen Allelen Homozygote unter Trillionen von F2-Nachkommen zu suchen sei (1 Trillion = 1000 Billionen!), ja dass wegen Genkopplung sogar noch mehr Individuen notwendig wären und noch größere Zahlen wegen "unsichtbarer" Mutanten, die die Vitalität mindern. - Sind die obigen Forderungen also gut überlegt?

Sehen wir uns Prof. K.s Argumentation zu diesem Punkt noch einmal genau an (1990, p. 8):

Prof. K.

Es könnte also höchstens ein Stück neue Evolution gemacht werden. Lönnig meint, man müsste "allein durch Rekombination und Selektion schon ununterbrochen neue Arten erzeugen" und also "Geschichte machen" können. In der Tat ist das mit experimentellen Mutanten noch nicht getan worden, allerdings nicht wegen der Falschheit der Theorie, sondern wegen des nötigen Versuchsaufwandes: Sollen viele Mutanten, z.B. 30, von Drosophila oder Antirrhinum zu einem 30fach homozygoten Typ rekombiniert werden, so müssten in vielen Kreuzungsschritten mit jeweiliger Auswahl der Segreganten alle 30 mutierten Allele in einem Individuum vereinigt werden. Dieses muss homozygot sein, weil das neue Taxon stabil sein muss. In der letzten F2-Segregation wäre die 30fach-Homozygote zum Bruchteil ca. 1 : 22·30 [approxequal]10-18 zu erwarten, also unter Trillionen F2-Nachkommen zu suchen. Da die Rekombination wegen Genkopplung meist nicht frei ist, wären noch viel mehr nötig. 30 mutierte Gene sind aber für höhere Taxa als Spezies sicher noch zu klein. Hinzu kommt, dass Mutanten, die bei hoher Mutationsrate durch ein Mutagen erzeugt wurden, neben der interessierenden Mutation meist noch weitere "unsichtbare" enthalten, die oft die Vitalität homozygot mindern. Bei der Kombination würden sie die Vitalität zunehmend schädigen, und die Vielfachmutante wäre oft gar nicht mehr lebensfähig. Die obige Forderung ist also schlecht überlegt, die Theorie ist damit nicht zu widerlegen.

W.-E. L.

Wann und wo sollten dann die 30 (oder 100 - 1000) homozygoten Gendifferenzen bei Antirrhinum- und anderen Arten entstanden sein?

Wenn diese Rechnung stimmt (und es keine Anzeichen für weitere Faktoren gibt, wie Prof. K. immer wieder betont), dann ist damit nicht nur der Neodarwinismus, sondern auch die gesamte Evolutionstheorie widerlegt. Denn diese riesigen Zahlen sind die Werte für die gezielte Rekombination. Die Unwahrscheinlichkeit, dass sich derselbe Prozess "freiwillig" in der Natur unter Trillionen und Abertrillionen von Individuen abspielt, die oftmals weit voneinander entfernt existieren, ist ja noch tausendmal größer als bei der gezielten Rekombination, so dass wir das für die realen Vorgänge auf der Erde praktisch vergessen können. In den 'dünnen, individuenarmen Abzweigungen', diesen 'sehr kleinen örtlich beschränkten Gründerpopulationen', diesen 'wenigen Exemplaren' mit meist geringen Selektionsvorteilen (um 1%), in der langsam anwachsenden kleinen Subpopulation kann sich nach dieser Rechnung nichts 'schnell weiterevolvieren', ist Artbildung ausgeschlossen!

[Konnte man jedoch im Jahre 1990 noch berechtigterweise behaupten, dass es unmöglich sei, eine homozygote Linie mit 30 mutierten Loci aufzubauen?] - Die Forderung jedenfalls, das durch (einzel-)schrittweise Rekombination durchzuführen, ist ein Missverständnis Prof. K.s: Er zitiert meine Aussage aus dem (Satz-)Zusammenhang, interpretiert sie falsch und behauptet dann anschließend, dass ich 'die Forderung' "schlecht überlegt" habe! [Nachtrag 2002: Der letzte Satz ist im Ton etwas "zu grimmig" - vgl. "Vorbemerkungen" 2002.]


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