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KULTURPFLANZEN UND HUNDE

 

Weiter schreibt Prof. K. im letzten Absatz von Seite 3:

"Durch Addition und Auslese spontaner Mutanten in Jahrtausenden erzeugte der Mensch die Kulturpflanzen, z.B. Mais als nahezu eine neue Art."

Hier sei noch einmal die Frage wiederholt, warum es bisher nicht möglich war, die wenigen noch fehlenden Mutationschritte zu induzieren und damit aus dem Mais eine vollständig neue Art zu schaffen. Auch die Kulturpflanzen habe ich im Zusammenhang mit der Evolutionsfrage ausführlich in meiner Artbegriffsarbeit diskutiert, und ich möchte an dieser Stelle nur hervorheben, dass die Züchtung der Kulturpflanzen - abgesehen von der Polyploidie-Frage - im wesentlichen auf Genfunktionsverlusten beruht: "Diese Umwandlung von der Wildtyppflanze in eine Kulturpflanze ist im wesentlichen dadurch charakterisiert, dass die Eigenschaften der Wildform dominant und die der Kulturform rezessiv ist"* (R. von Sengbusch). Rezessivität aber bedeutet in der Regel Funktionsverlust (alle Details bei Lönnig 1990). Das gleiche trifft auf die Hunderassen zu, von denen Prof. K. schreibt:

"Auch die Züchtung der Hunderassen ergab Typen mit so auffälligen Erbdifferenzen, dass man bei Unkenntnis der Artdefinition durch genetische Isolation manche für artverschieden halten kann. Bei z.B. Zwergpinscher und Bernhardiner ist die natürliche Bastardierung schon sehr schwer." (Bold von mir.)

Ja, bei Unkenntnis der Artdefinition [- wobei genetische Isolation allein nicht ausreicht - vgl. Artbegriffsarbeit 1990] und bei Unkenntnis der Tatsache, dass Rezessivität (verschiedene Grade von) Informations- und Funktionsverlust bedeutet, kann man mit solchen Beispielen den Anschein erwecken, als könnte der Neodarwinismus mit seinem Faktorensystem den Ursprung aller Lebensformen erklären. Die genaue Kenntnis der genetischen und anatomischen Strukturen und Funktionen jedoch zeigt jedem wahrheitsliebenden Menschen mit vollkommener Klarheit, dass man mit dem zufallsbedingten Abbau komplexer synorganisierter Strukturen und Systeme nicht den Modus ihres Aufbaus, ihren Ursprung, erklären kann. (In meiner schon wiederholt zitierten Arbeit bin ich auch auf die Rassenbildung bei Hunden eingegangen. Es sei dazu auch die neueste Auflage der bekannten Haustierforscher Herre und Röhrs Haustiere zoologisch gesehen (1990) empfohlen.)

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*[Nachtrag 2002:] Der Mais bildet von dieser Regel insofern eine Ausnahme als er in mehreren Merkmalen bei Kreuzung mit Teosinte dominant ist. Für die Ursprungsfrage sind in diesem Falle noch folgende Punkte zu beachten: "...the existence of all maize lines and cultivars depend on human care and interest. Simply put, without humans Zea mays ssp. mays (our cultivated corn) would rapidly be lost and the question should be explored to what extent the quantity and quality of variation found in corn is relevant for species formation in nature" (Kunze, Saedler, Lönnig 1997, p. 419.

 


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