Zurück zur Internet Library

Rezension aus: excerpta botanica

vol. 52/3

sectio A
taxonomica
et chorologica

 

p. 234 Recensiones

LÖNNIG, W.-E. Artbegriff, Evolution und Schöpfung. Dokumentation und Diskussion der verschiedenen Auffassungen. - 3. Aufl., Naturwissenschaftlicher Verlag, Köln: 622 S., 59 Abb.; 1988.

Unübersehbar haben die Fragen nach der Definition von Arten und nach ihrer Entstehung, nach Evolution und (oder) Schöpfung in den letzten Jahren neue Aktualität gewonnen, wie zuletzt etwa in den Jahren des II. Weltkriegs und unmittelbar danach, man denke nur an Autoren wie Pascual Jordan, Bernhard Bavink, Wilhelm Troll oder Adolf Portmann: Man braucht lediglich die augenblickliche Diskussion in den "Mitteilungen des Verbandes Deutscher Biologen", die Schriftenreihen der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen oder eben auch den "biologischen Buchmarkt" zu verfolgen, um sich der Aktualität dieses Themenbereiches zu vergewissern. In dieser Situation ist eine Veröffentlichung, wie diejenige von W.-E. Lönnig, einem wissenschaftlichen Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln-Vogelsang, sicherlich von Nutzen, und daß es Zuspruch findet, dokumentiert schon das Erscheinen dreier Auflagen innerhalb von drei Jahren, auch wenn wir über die Höhe der einzelnen Ausgaben nicht informiert sind.

Den Hauptwert der vorliegenden Darstellung hat man sicherlich in seiner ausgewogenen Sammlung von Zitaten zugunsten und zuungunsten nahezu jeder vorgetragenen Ansicht zu sehen, derentwegen man es geradezu als ein Lesebuch zu Fragen des Evolutionismus, des Kreationismus und verwandter Natur bezeichnen kann. Die vier ersten Kapitel behandeln verschiedene Aspekte des Artbegriffs (angebliche Anzahlen bekannter Tier- und Pflanzenarten, Kreuzbarkeit sogenannter Arten, Artdefinitionen - ihre Stärken und Schwächen; letztere machen mit über 260 Seiten den größten Teil des Buches aus). Das V. Kapitel (ca. 140 S.) und das VI. (nur 4 S.) beleuchten die Rollen von Mutation und Selektion bei der Entstehung von "primären Artbarrieren", beim VII. handelt es sich um eine "Zusammenfassung und Schlußbetrachtung". Ein Literaturverzeichnis (rund 1000 Titel)1, Autoren-, Tier-, Pflanzen- und Sachregister sowie zwei Nachträge runden das Werk ab. Natürlich hält Lönnig mit seinen eigenen Ansichten nicht hinter dem Berg; sie artikulieren sich auch in dem Fazit dieser Zusammenstellung, das man kaum treffender kurz zusammenfassen kann als mit Lönnigs eigenen Worten auf dem hinteren Einbanddeckel:

"1. Durch falsche Artabgrenzung operiert man mit viel zu hohen Artenzahlen. 2. Die evolutionistischen Paradebeispiele der Artbildung sind sekundäre Erscheinungen und haben mit dem Ursprung der synorganisierten Ordnung und Komplexität der Lebensformen nichts zu tun. 3. Die primären Arten sind nicht auf blinde Zufälle zurückzuführen, sondern das Ergebnis intelligenter Schöpfung". Bei der Bewältigung eines so weitgesteckten Themenkreises sind einige Schwächen wohl nicht ganz zu vermeiden. So ist stellenweise der Stil ein wenig salopp (z.B. S. 10: "Was ich hier mache, ist Evolution/Schöpfung für Spezialisten"!)2. Gelegentlich sind Abschreibfehler stehengeblieben (z. B. S. 496 und 602 "Kooneef", richtig Koornneef)2.... 3 Manche Bildvorlagen und faksimilierte Zitate sind bei der Verkleinerung (Format DIN A 5!) zu klein geraten2. Kostengünstige Herstellungsverfahren (Offsetdruck, kartonierter Einband) haben einen Buchhandelspreis von DM 58,00 ermöglicht.

K. Napp-Zinn, Köln

1 Es sind mehr als 1000 Titel.
2 Die Fehler wurden in der Auflage von 1993 (bzw. in der Internetausgage von 2002) verbessert.
3 Den hier nicht wiedergegebenen Satz hat der Rezensent mir gegenüber in einem späteren Gespräch mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückgenommen.


Internet address of this document: internetlibrary.html
© 2003 by Wolf-Ekkehard Lönnig - loennig@mpiz-koeln.mpg.de
Disclaimer