Wolf-Ekkehard Lönnig (15. Februar 2004):
Eine grundsätzliche ethische Frage:
Is Matter Machiavellian? (Liegt das Böse in der Konstitution der Materie selbst?)Aus einer Diskussion mit Prof. W., USA:
WEL: Zu Ihrem Satz [Antwort auf meine Frage nach dem Grund für die von Prof. W. behauptete machiavellische Konstitution der Materie - Details siehe unten] : "As to your question, I cannot answer it. I can make a fair case for how things work but why makes me helpless. In fact it is difficult for me to even begin."
Das ist eine ehrliche Antwort, die ich als solche zu schätzen weiß, aber dennoch - wie Sie sicher verstehen können - sie ist nicht zufriedenstellend.
Meine Frage und Schlussfolgerung lautete ja:
Warum hat denn 'die Chemie' "auch nur" einen "lousy job" ("I would never accuse a superior being of such a lousy job") zustande gebracht? Dann wären ja die Gesetzlichkeiten der Materie an allem Elend dieser Welt Schuld. Woher aber kommen die Gesetzlichkeiten der Materie, die für den "lousy job" verantwortlich wären? Wenn man den Zufall ausschließt - woher kommen dann die Voraussetzungen für das Orbital Steering oder überhaupt die Gesetzlichkeiten der Materie, die zu Ihren "fairly humble views of humanity (which are reenforced by perusing the daily news or history" - ich hab' dafür ja volles Verständnis) geführt haben? Dann steckt ja das Böse - etwa alle Verbrechen der Menschheit zusammen genommen - direkt oder indirekt in (bzw. resultiert aus) der Materie mit ihren physikalischen und chemischen Gesetzmäßigkeiten! "Good and bad" resultieren dann aus dieser Chemistry und ich möchte Sie nun fragen, warum die Materie so abscheulich konstitutiert ist (ja so schlecht - so bad), dass sie nichts Besseres zustande gebracht hat als dieses verbrecherische Menschengeschlecht?
Sie haben darauf geantwortet:
Prof W: Dear Wolf- Ekkehard,
you are very perceptive. Yes, that is precisely the way it must be. When you now continue the thought until you reach the origin of good and bad (remember chemistry is much older than values) and weave into it the conditions for existence of a (any) living system you will make significant discoveries. Chemistry is Machiavellian. In fact I once wrote an article "A Molecular Machiavelli" which never left my office for lack of popularity. Kind regards to you and your family. I still have fond memories of Köln.
WEL: Worauf ich nachgefragt habe:
Sie haben damit jedoch noch nicht die Frage beantwortet, "...warum die Materie so abscheulich konstitutiert ist [Machiavellian]..., dass sie nichts Besseres zustande gebracht hat als dieses verbrecherische Menschengeschlecht".
Davor ging es um Ihre Auffassung, für die ich volles Verständnis habe:
Prof. W: I have fairly humble views of humanity (which are reenforced by perusing the daily news or history) so I would never accuse a superior being of such a lousy job.
WEL: Worauf ich antwortete:
1) Wir sollten nicht Gott für Verbrechen verantwortlich machen, die der Mensch verübt! Oder anders formuliert: Der Mensch ist verantwortlich für das, was er tut, - nicht Gott.
Und unter Punkt 2 habe ich dann versucht, die Antwort gemäß den ältesten Aufzeichnungen der Welt auf die Frage nach dem WARUM zu geben. Ein Hauptpunkt zu dieser Frage aus der längeren Diskussion mit Prof. V. war - kurz zusammengefasst:
Der Mensch hatte eine freien Willen mit der Möglichkeit, sich gegen die Liebe [und Herrschaft] Gottes zu entscheiden - mit allen Konsequenzen, die uns die bekannte Weltgeschichte zeigt.
Wäre es jedoch die üble Konstitution der Materie an sich, die das Böse gewissermaßen in sich trägt und damit die Weltgeschichte vorherbestimmt hätte, dann hätte der Mensch keine Verantwortung für das, was er tut: Was könnte der Mensch denn für die missratene Materie, die ihn für das Böse prädestiniert hätte? Was könnten dann z. B. die Jihad-Krieger für den Aufbau einer Materie, die das Böse in sich trägt und sie in das World-Trade-Center rasen läßt? [Oder was könnten ein Hitler, Himmler, Stalin und viele andere für ihren verbrecherischen Wahnsinn?]
Da das Universum und die Materie einen Anfang haben und sich nicht selbst konstituiert haben können (denn alles, was einen Anfang hat, hat auch eine Ursache - vgl. weiter Overman: ARTBEGRIFF), so erhebt sich bei Ihrer Annahme einer machiavellischen Konstitution der Materie weiter die Frage nach dem Bösen in der Ursache der Materie selbst. Die Frage wird also nur weiter zurückverlagert ohne dass wir jemals eine zufriedenstellende Antwort erhalten können. [Rechnet man ausschließlich mit weiteren mechanistischen Ursachen, dann kommt man in einen endlosen Regress. Führt jemand die [angenommenermaßen bösen] Gesetzlichkeiten jedoch [direkt] auf "a superior being" zurück, so macht er letztlich doch dieses für den "lousy job" (siehe Prof. W. oben) verantwortlich.]
Suchen wir jedoch die Antwort in einer eigenen Sphäre des Geistigen in Verbindung mit persönlicher ethischer Verantwortung [und einem freien Willen], so zeigen sich völlig neue Möglichkeiten zur Beantwortung unserer Frage. [Dennoch bleibt ein Rest, der über meinen Verstand geht.]
Wie denken Sie darüber?
Prof W: Dear Wolf-Ekkehard,
sorry for the delay, I am teaching now and I do give students some old fashioned attention.
WEL: That's very fine!
Prof W: As to your question, I cannot answer it. I can make a fair case for how things work but why makes me helpless. In fact it is difficult for me to even begin. A bomb explosion that breaks an ice jam to prevent drownings can also destroy a house and kill the inhabitants. The chemistry is the same but our opinion about the two events differs.
WEL
: The answer is to be found not in the constitution of matter but in the ethics of human beings.
W.-E.L.: Many thanks for your honest answers,
Wolf-Ekkehard
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