Aus: Religion Staat Gesellschaft (Journal for the Study of Beliefs and Worldviews), 7. Jahrgang 2006, Heft 2, pp. 345 - 348 (erschienen am 25. Mai 2007), Verlag Duncker und Humblot, Berlin.
„Will man ein Ergebnis beurteilen oder einen Vorschlag untersuchen, dann muss man die Sache im Detail studieren und kann sich nicht auf allgemeine Bemerkungen über ihre „Wissenschaftlichkeit“ oder ihre „Rationalität“ verlassen – … [die Wissenschaftstheorie] bietet Abstraktionen, Einschränkungen, Verbote, denen in der Wirklichkeit nichts entspricht.“
Paul Karl Feyerabend1
1. „Intelligent design is the science that studies signs of intelligence. …As a theory of biological origins and development, intelligent design’s central claim is that only intelligent causes adequately explain the complex, information-rich structures of biology and that these causes are empirically detectable“.2
2. Die ID-Theorie ist testbar und falsifizierbar gemäß den 9 Kriterien, die wir in der ersten Diskussionsrunde im Detail aufgeführt und z. T. auch an konkreten biologischen Beispielen erörtert haben. „In science, a theory is a coherent explanation of natural phenomena based on direct observation or experimentation.“3 Wissenschaft ist „an attempt to discover as much as possible concerning the structure, operation, and history of actual reality, whatever that reality may be or include…“4
3. Nachdem Gutmann und Warnecke wesentliche Elemente der ID-Theorie falsch verstanden haben (siehe z.B. die Detaildiskussion zu Behes irreducible complexity) und überdies in ihrer Wissenschaftsdefinition intelligentes Design von vornherein ausgrenzen, schließen sie nun (surprise!), daß es sich bei der ID-Theorie um „Pseudowissenschaft“ handele.5
4. Wir finden dagegen die überwältigende Bestätigung der Berechtigung der ID-Theorie durch mehrere unabhängige Forschungsansätze auf der (1.) genetischen, (2.) informationstheoretischen, (3.) biochemischen, (4.) organismischen Ebene (mit Kybernetik und Bionik) und (5.) der Stochastik – ergänzt durch eine undogmatische Wissenschaftstheorie. Die unabhängigen Übereinstimmungen rechtfertigen das Vertrauen, dass der ID-Ansatz durch die biologischen Realitäten weiter bestätigt wird. In der Tat dient die Theorie bereits vielen Wissenschaftlern als Forschungsgrundlage und sie hat bedeutende Entdeckungen ermöglicht. Darüber hinaus wird die moderne Biologie um eine Erkenntnisdimension erweitert. Daran werden auch unsachlich-agressive Kampagnen gegen die Theorie auf die Dauer nichts ändern.6 Mit der ID-Theorie wird viel ausgesagt und längst erfolgreich geforscht.7
In the first part of our comments entitled “Intelligent Design Provides Scientific Explanations” we focus on the possibilities and limits of a German branch of naturalism in science called “methodological reductivism” and briefly explain its basic problems for evolutionary questions by referring to five biological topics: (1) The origin of life, (2) the flagellum and cilium, (3) the synorganization in Utricularia as a paradigm of a thousand similar cases, (4) the Cambrian explosion, and (5) the law of recurrent variation. We argue that due to the absolute restriction of methodological reductivism to the laws of physics and chemistry, a naturalistic explanation is as unlikely to succeed as Romer’s and Huxley’s examples of the physical functions of cars and locomotives as arguments against creation while disregarding the intelligent origin of such technical systems. In the ensuing paragraphs a survey of several “good positive reasons for thinking that biological systems are in fact designed” (Dembski) is given and further illustrations are presented and objections discussed.
In our second contribution entitled “Intelligent Design is a Scientific Theory” we concentrate on additional objections against ID due to the claim to absolute right by methodological reductivism to restrict the question of the origin of all animal and plant life to physical and chemical laws exclusively instead of examining the evidence unbiasedly. Subsequently we present evidence why it is still important in science to search for truth (Karl Popper) and in conclusion why the objection concerning the “analogy argument” is virtually baseless. Intelligent design is, in fact, a scientific theory based on positive scientific evidence.
In our concluding remarks called “Intelligent Design as an Integral Part of Modern Biology” we argue that to potentially refute ID one must first understand it correctly (which was not the case with our opponents who eventually turned to ad hominem attacks), that there are “nearly as many definitions of science as there are philosophers of science” (Bird), and that the claim to absolute truth of one definition is unjustified (Feyerabend, Chalmers). Furthermore, we notice that there is overwhelming evidence for the legitimacy of the theory of intelligent design by several independent lines of facts and arguments from different branches of science including genetics, information theory, biochemistry, cybernetics, bionics, and stochastics.
1 | P. Feyerabend, Erkenntnis für freie Menschen, Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1979, 170/171. | |
2 | W. A. Dembski, The Design Revolution, InterVarsity Press, Downers Groove, Illinois, 2004, 33/34. Wir meinen, daß dieser Punkt auch klar aus unserer ersten Antwort hervorgeht. Es geht jedoch nicht um die Idenfikation des Designers mit den Mitteln der Theorie. | |
3 | Gemäß der Federation of American Societies for Experimental Biology mit weiteren Hinweisen wie „logical, predictive and testable“ (zitiert nach J. Wells, op. cit., 2006,70, vgl. unsere erste Diskussionsrunde, Anm. 53). Allerdings ist zu einer philosophischen Abgrenzung folgendes zu berücksichtigen: “There are nearly as many definitions of science as there are philosophers of science” (R.W. Bird, The Origin of Species Revisited, Philosophical Library, New York, 1989 Bd. 2, 15 ff). Der Autor diskutiert dazu acht(!) verschiedene Kategorien und fast jede hat ihre eigenen Fachsprachen, die kaum noch ein Spezialist alle beherrschen kann. Ad hominem Attacken („Der Schuster bleibe bei seinen Leisten“) sind daher doppelt deplaziert. Feyerabend gibt überdies vor allem aus historischen Gründen zu bedenken (op.cit., 170): „[E]s gibt keine „wissenschaftliche Methode“; es gibt keine einzige Prozedur, Regel, es gibt keinen Maßstab der Vortrefflichkeit, der jedem Forschungsprojekt unterliegt und es „wissenschaftlich“ und daher vertrauenswürdig macht. Jedes Projekt, jede Prozedur, jede Theorie muß für sich und nach Maßstäben gemessen werden, die an die relevanten Prozesse angepaßt sind [Kapitelhinweise vom Autor]. Die Idee einer universellen und stabilen Methode und die entsprechende Idee einer universellen und stabilen Rationalität sind ebenso unrealistisch wie die Idee eines Meßinstruments, das jede Größe in allen nur möglichen Umständen mißt.“ In ähnlichem Zusammenhang sagt A. F. Chalmers: „Mit Sicherheit hat die Philosophie keine Ressourcen, einen solchen Beitrag zu liefern“ (Wege der Wissenschaft, Springer Verlag Berlin, 2001, 197). | |
4 | De Ratzsch, Nature, Design and Science, New York, State University of New York Press, 2001, 95 (kursiv von uns). | |
5 | Paul Feyerabend antwortet Personen, die ihren Mitmenschen die Urteilsfähigkeit in essentiellen Fragen mit herabsetzenden Worten absprechen („Anfängerfehler“ und „frappierende Wissenslücken“) folgendes: „Eingebildete und schreckeinflößende Gelehrte, … werden von einem Anwalt [hier dem Leser] zu Fall gebracht, der das Talent hat, den eindrucksvollen Jargon zu durchschauen und die Unsicherheit, Unbestimmtheit, die fantastische Unwissenheit hinter der eindrucksvollen Schaustellung der Allwissenheit zum Vorschein zu bringen: die Wissenschaften sind der natürlichen Schlauheit wohl zugänglich“ (Feyerabend, op. cit., 168/169, kursiv vom Verfasser). – Vor der eingestürzten Brücke läßt sich deren Statik auch mit dem unverständlichsten Fachjargon nicht mehr verteidigen. | |
6 | Unsachlich sind auch die meisten weiteren Einwände der Autoren. Im Zeitalter neuer Medien verwundert es z.B., daß einer persönlich in der Bibliothek eingesehenen wissenschaftlichen Publikation mehr Informationsgehalt zugeschrieben wird, als derselben Veröffentlichung im Internet (Google). Gleiches gilt für den Themenkatalog von Prof. Mortensen. (Wir hatten übrigens de facto für unsere zweite Antwort nicht einmal 14 Tage Zeit). – Zum Gebrauch des Verbs „falsifizieren“: Wenn manche Philosophen umfangreiche Begriffswelten erfinden – warum sollte es dann unmöglich sein, wenn wir den Begriff ‚falsifizieren‘ mit anderen Autoren in einem erweiterten (aber klar verständlichen) Sinne gebrauchen? Wenig hilfreich ist etwa auch der Einwand der Autoren zu unserem Hinweis auf das Dudenwörterbuch: Wir haben genau erklärt, wie man sich „der Wahrheit“ auch innerwissenschaftlich „nähern“ kann. | |
7 | Zahlreiche ID-motivierte wissenschaftliche Arbeiten mit peer-review sind bereits erschienen, – einmal ganz abgesehen davon, daß fast alle Zweige der modernen Biologie durch Forscher begründet wurden, die den intelligenten Ursprung der Lebensformen akzeptiert haben (Harvey, Ray, Redi, van Leeuwenhoek, Hooke, Wolff, Linné, Cuvier, von Baer, Agassiz, Mendel, Pasteur und viele andere). Zu unserer heutigen Zeit siehe z. B. Nobelpreisträger pro Intelligent Design (vgl. http://www.weloennig.de/Nobelpreistraeger1a.html). | |
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